Was ist Angst?
Angst ist ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das sowohl psychologische als auch biochemische Aspekte umfasst. Sie ist eine natürliche Reaktion auf Bedrohungen oder Stresssituationen und spielt eine wichtige Rolle im Überlebensmechanismus des Menschen. Angst kann durch ein Zusammenspiel von Gedanken, Emotionen, körperlichen Reaktionen und biochemischen Prozessen verstanden werden.
Biochemische Aspekte der Angst
Das kann man sich wie einen Barmixer vorstellen, der aus den unterschiedlichen biochemischen Zutaten einen Cocktail zubereitet, der erhebliche Kopfschmerzen erzeugt und nicht nur das!
Angst entsteht durch eine Vielzahl biochemischer Reaktionen im Gehirn und im Körper, die verschiedene Neurotransmitter, Hormone und andere biochemische Verbindungen umfassen:
Neurotransmitter:
Neurotransmitter sind wie kleine Nachrichten, die im Gehirn und Nervensystem hin- und hergeschickt werden. Das kann man sich so vorstellen: Jede Nervenzelle (Neuron) ist wie ein Telefon, und die Neurotransmitter sind die Worte, die durch das Telefon gesendet werden.
Wenn eine Nervenzelle einer anderen etwas Wichtiges sagen will, schickt sie diese „Wörter“ (Neurotransmitter) durch einen kleinen Spalt zum nächsten Telefon. Das nächste Telefon empfängt die Nachricht und führt dann die Anweisung aus oder leitet sie weiter.
Welche Neurotransmitter spielen bei Angst eine Rolle?
- Noradrenalin erhöht die Wachsamkeit und körperliche Reaktionen auf Bedrohungen.
- Serotonin ist mit der Regulation der Stimmung und des Angstgefühls verbunden.
- Dopamin beeinflusst Belohnungssysteme und Motivation.
- GABA (Gamma-Aminobuttersäure) reduziert neuronale Erregbarkeit und kann Angstzustände lindern.
- Glutamat kann in hohen Konzentrationen Angst und Erregung fördern.
Hormone:
Hormone sind wie kleine Botschaften, die durch den Körper reisen und ihm sagen, was er tun soll. Sie werden von speziellen Drüsen im Körper produziert und über das Blut zu den Organen und Geweben transportiert. Hormone sind also nichts anderes wie Briefe, die von einer Poststation (Drüse) verschickt werden, um dem Körper Anweisungen zu geben.
Welche Hormone werden hauptsächlich bei Angst freigesetzt?
- Cortisol das Hauptstresshormon, wird bei Stress freigesetzt und kann bei chronisch erhöhten Spiegeln zu Angstzuständen führen
- Adrenalin (Epinephrin) bereitet den Körper auf die Flucht-oder-Kampf-Reaktion vor und trägt zu den physischen Symptomen von Angst bei
Neuropeptide:
Neuropeptide sind wie kleine Helfer (Botenstoffe), die das Gehirn und den Körper dabei unterstützen, auf verschiedene Situationen richtig zu reagieren und miteinander zu kommunizieren. Neuropeptide sind wie kleine Botenstoffe im Gehirn und Nervensystem, die dabei unterstützen, Signale zwischen Nervenzellen zu übertragen. Es sind ganz spezielle Nachrichten, die den Körper und das Gehirn anweisen, bestimmte Dinge zu tun.
Welche Funktion haben Neuropeptide bei Angst?
- CRH (Corticotropin-releasing Hormon) aktiviert die HPA-Achse und führt zur Freisetzung von Cortisol. Heißt übersetzt: Hypothalamus-Hypophyse-Nebennieren werden aktiviert. Diese drei (Organe bzw. Teile von Organen) Teile unterstützen den Körper dabei auf Stress zu reagieren!
Botenstoffe und andere Moleküle:
Botenstoffe und andere Moleküle und chemische Substanzen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Regulation von Angst. Sie vermitteln Signale im Gehirn und Körper, die die physiologischen und emotionalen Reaktionen auf stressige oder bedrohliche Situationen beeinflussen.
Gemeinsam mit den bereits angeführten Stoffen sind sie entscheidend dafür, wie wir Angst erleben und darauf reagieren. Sie senden Signale im Gehirn und Körper, die unsere körperlichen und emotionalen Reaktionen auf stressige oder bedrohliche Situationen steuern.
Bei Angst spielen besonders die folgenden Moleküle eine Rolle
- Endocannabinoide und Neurotrophine wie BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) beeinflussen die Regulation von Angst und Stress.
Doch nicht nur die Körperchemie spielt eine Rolle bei Angst. Sondern es gibt auch eine Reihe von psychologischen Faktoren, die eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Angst haben!
Psychologische Aspekte der Angst
Kognitive Prozesse:
- Gedanken und Überzeugungen Negative Denkmuster und Überzeugungen können Angst verstärken. Katastrophisieren, also das Schlimmste annehmen, ist ein häufiges Merkmal von Angst
- Aufmerksamkeit Menschen mit Angst neigen dazu, verstärkt auf bedrohliche Reize zu achten und diese überzubewerten.
Emotionale Reaktionen
- Angst Eine emotionale Reaktion auf wahrgenommene Bedrohungen, die von leichtem Unbehagen bis zu intensiven Angstzuständen reichen kann.
- Stress Chronischer Stress kann Angst verstärken und die Fähigkeit zur Bewältigung von Stress verringern.
Verhalten
- Vermeidungsverhalten: Menschen mit Angst neigen dazu, angstauslösende Situationen zu vermeiden, was kurzfristig Erleichterung bringt, aber langfristig die Angst verstärken kann.
- Sicherheitsverhalten: Maßnahmen, die ergriffen werden, um sich sicher zu fühlen, wie das ständige Überprüfen von Türen oder das Mitführen von Beruhigungsmitteln, können ebenfalls die Angst aufrechterhalten.
Soziale Faktoren
- Erfahrungen und Traumata. Frühe negative Erfahrungen oder Traumata (Verletzungen Physisch oder psychisch) können die Anfälligkeit für Angst erhöhen.
- Soziale Unterstützung. Das Fehlen sozialer Unterstützung kann Angst verstärken, während starke soziale Netzwerke als Puffer gegen Angst wirken können.
Der Kreislauf von Gedanken und Gefühlen in Bezug auf Angst
Gedanken und Gefühle stehen in einer engen Wechselwirkung zueinander und können einen Teufelskreis der Negativität erzeugen:
- Gedanken erzeugen Gefühle. Wenn eine Person negative Gedanken hat, wie zum Beispiel das Schlimmste anzunehmen oder sich über mögliche Gefahren Sorgen zu machen, erzeugen diese Gedanken negative Gefühle wie Angst, Unsicherheit und Stress. Diese Gefühle können biochemische Reaktionen im Gehirn auslösen, die die Angst weiter verstärken.
- Gefühle erzeugen Gedanken. Umgekehrt können negative Gefühle wiederum negative Gedanken hervorrufen. Wenn jemand ängstlich oder gestresst ist, neigt die Person dazu, eher negative Gedanken zu haben und sich auf Bedrohungen und Gefahren zu konzentrieren.
Dieser Kreislauf kann zu einem „ewigen Kreislauf der Negativität“ führen, in dem negative Gedanken und Gefühle sich gegenseitig verstärken und aufrechterhalten. Biochemische Prozesse wie die Freisetzung von Cortisol und Noradrenalin tragen dazu bei, diesen Kreislauf zu stabilisieren, indem sie die körperlichen Symptome der Angst verstärken und die emotionale und kognitive Reaktion auf Stress und Bedrohungen beeinflussen.
Zusammenfassend auf den Punkt gebracht
Angst entsteht durch ein Zusammenspiel von chemischen Prozessen im Gehirn und psychologischen Faktoren. Während Neurotransmitter und Hormone die körperliche Grundlage der Angst bilden, beeinflussen Gedanken, Gefühle, Verhalten und soziale Faktoren, wie wir Angst erleben und damit umgehen.
Gedanken und Gefühle können sich gegenseitig verstärken, was zeigt, wie wichtig es ist, sowohl die biologischen als auch die psychologischen Aspekte der Angst zu verstehen und zu behandeln, um effektive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.